Konzept zur Förderung des individuellen Lernens

1. Ziele

Jede Schülerin und jeder Schüler benötigt in jeder Entwicklungsphase einen Rahmen für ihr, bzw. sein individuelles Lernen. Dazu gehören neben einer angemessenen Lernumgebung aber auch die eigenen Abwägungen, unter den allgemein gültigen Strategien des Lernens die richtigen Strategien für den eigenen Bedarf auszuwählen. Schule und Elternhaus begleiten diesen Prozess unterstützend, aber es ist auch ein hoher Grad an Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit vom Lernenden gefordert.

2. Begleitung des Lernprozesses

Der Start an einer weiterführenden Schule ist für die Schülerinnen und Schüler eine aufregende Situation und Herausforderung. Es gilt, nach der Grundschulzeit eine neue Orientierung in einer Klassen- und Schulgemeinschaft, aber auch im eigenen Lernen zu finden. Nicht selten sind Leistungseinbrüche und Misserfolge die Folge. Sie sollten daher nach Möglichkeit rechtzeitig erkannt und besprochen werden. Aber auch Stärken und Talente sollen erkannt und gefördert werden. Daher muss Schule auch vielseitige Möglichkeiten des Lernens bieten.

In der Mittelstufe vollzieht sich schwerpunktmäßig der Prozess des „Erwachsenwerdens“. Die in der Orientierungsstufe eingeleiteten Lernprozesse sollen einerseits altersgemäß fortgesetzt werden, andererseits müssen aber auch die psychosozialen Kompetenzen der heranwachsenden Jugendlichen weiterentwickelt und gestärkt werden. Sie sollen Verantwortlichkeit zeigen, Konflikt- und Risikosituationen in ihrem Alltag begegnen und für Probleme, die gerade die Pubertät gehäuft mit sich bringt, positive Lösungen finden.

2.1 Vernetzungen

Die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten ist der Grundstein für eine optimale Förderung der Schülerinnen und Schüler in der Orientierungsstufe, um Stärken und Talente herausarbeiten zu können und um Scheitern und Schrä­gversetzungen zu vermeiden.

2.1.1 Hospitationen

Das Gymnasium besucht frühzeitig die potentiellen neuen Schülerinnen und Schüler an ihren Grundschulen und pflegt den Austausch über die Lernentwicklung, um sie dort abzuholen, wo sie stehen. Gleichzeitig reflektieren die Grundschullehrkräfte, die neuen Anforderungen, die an ihre ehemaligen Schülerinnen und Schüler gestellt werden. Dies ist einerseits ein wichtiger Baustein für die Schulartenempfehlung, andererseits können die Schülerinnen und Schüler von Beginn der Orientierungsstufe an bei Schwächen gestützt und in ihren Stärken gefördert werden.

Auch die Grundschülerinnen und Grundschüler erhalten vom Gymnasium eine Einladung zu Unterrichtshospitationen, damit der Einstieg in die neue Schule erleichtert wird.

2.1.2 Pädagogische Konferenzen

Die pädagogischen Konferenzen in der Mitte eines Halbjahres bieten die Chance, unabhängig von der Zeugniskonferenz in Ruhe im Klassenkollegium über einzelne Kinder der Klasse beraten zu können. So können rechtzeitig Maßnahmen zur individuellen Förderung und/oder Stärkung in den verschiedenen Bereichen ergriffen werden, die u.a. auch in einem Lernplan formuliert werden. In der Orientierungsstufe stehen die ehemaligen Grundschullehrkräfte beratend zur Seite.

2.1.3 Austausch mit Eltern

Ein zusätzlicher Gedankenaustausch erfolgt mit den Eltern in Einzelberatungen oder auch an Elternsprechtagen. So können die Eltern und evtl. auch die Schülerinnen und Schüler in die Beschreibung der stärkenden Maßnahmen eingebunden werden.

Die regelmäßigen verbalen Rückmeldungen unter Klassenarbeiten und Klausuren – ggf. inkl. konkreter Lerntipps – vermitteln einen jeweils aktuellen Eindruck vom Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Fächern. Sie können Anlass bieten, in den erwähnten Gedankenaustausch einzutreten.

3. Die Säulen der individuelle Förderung
3.1 „Lernen lernen“ und Methodenkompetenz

In einer Klassenleiterstunde der Orientierungsstufe steht vor allem das organisatorische Lernen im Mittelpunkt, etwa die Planung und Erledigung von Hausaufgaben, die gezielte eigenständige Vorbereitung von Klassenarbeiten, die Gestaltung des häuslichen Arbeitsplatzes und die Benutzung moderner Kommunikationsmittel.

Viele Fachbereiche tragen zur Erweiterung der Methodenkompetenzen innerhalb des Fachunterrichts in den einzelnen Jahrgängen bei. Die Aufteilung der Inhalte und die zugehörigen fächerübergreifenden Aspekte werden auf den pädagogischen Konferenzen regelmäßig abgefragt und koordiniert (vgl. Anhang Methodenkonzept).

3.2 Lernwerkstattangebote (z.B. in Deutsch, Mathematik, Englisch, Französisch und Latein)

Die neu eingeschulten Kinder der 5. Klassen durchleben an ihrer neuen Schule eine erste Zeit der Eingewöhnung, in der bewusst nur in Ausnahmefällen ein Besuch der Lernwerkstatt angestrebt wird. Im 2. Halbjahr der 5. Klasse können die Kinder mit Defiziten nach Rücksprache mit Fachlehrkräften und Eltern das Angebot der Lernwerkstätten wahrnehmen. Der Umfang der Förderung muss fein abgestimmt sein und darf nicht zur zeitlichen Überforderung (besonders in G8) führen.

Spätestens ab Klassenstufe 6 werden die Kinder an die selbstständige Arbeitsweise in der Lernwerkstatt herangeführt. Die regelmäßige Verständigung und Rückkopplung zwischen Schülerinnen und Schülern und Fachlehrkraft gewinnt hier an Bedeutung. Die Teilnahme an einer Lernwerkstatt ist in weiten Teilen auf Freiwilligkeit ausgelegt. Die Schülerinnen und Schüler zeigen große Selbstverantwortung für ihren Lernprozess, wenn sie sich ggf. auch temporär für eine Lernwerkstatt entscheiden. Sie arbeiten weitgehend selbstständig, holen sich Beratung ein, treten mit ihren Fachlehrkräften über den zu bearbeiten Unterrichtsstoff in den Dialog und kontrollieren zum Teil ihre Lernergebnisse selbstständig.


Die Arbeit in der Lernwerkstatt darf allerdings nur als Begleitung verstanden werden. Sollte die Förderung regelmäßig notwendig sein, um den Lernerfolg zu sichern, ist die Frage der richtigen Schulart zu klären.

3.3 Förderunterricht für Schülerinnen und Schüler mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS)

Es findet ein regelmäßiger Austausch unter den Lehrkräften statt, um Schülerinnen und Schüler zu erkennen, die im Bereich der Rechtschreibung besonders schwach sind. Bereits anerkannte Legastheniker des 5. und 6. Jahrganges werden in einem gezielten Förderkurs unterrichtet, in dem sowohl geübt wird individuelle Rechtschreibschwierigkeiten auszugleichen als auch Methoden und Strategien zur Verbesserung der Rechtschreibleistung eingeübt werden. Am Kurs nehmen auf Hinweis der Fachlehrer auch Schülerinnen und Schüler teil, bei denen der Verdacht auf eine Lese- und Rechtschreibschwäche besteht. Auf den pädagogischen Konferenzen sprechen die Fachlehrkräfte darüber, ob in der Schule eine Testung der Rechtschreibleistung durchgeführt werden soll. Diese findet in Rücksprache mit den Eltern im Mai jeden Jahres statt und richtet sich vor allem an Schülerinnen und Schüler der Orientierungsstufe. In Einzelfällen werden auch ältere Schüler auf Wunsch der Eltern und Fachlehrkräfte noch in der Schule getestet.

3.4 Förderunterricht für Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch

Die Schülerinnen und Schüler werden klassenübergreifend, aber in sehr kleinen Lerngruppen, z.T. sogar in Einzelunterricht, betreut und gefördert. Auch an dieser Stelle findet eine ständige Absprache mit den Fachkollegen, bei denen die Schüler/innen regulär Unterricht haben, statt. Mehrere Lehrkräfte verfügen über die Zusatzqualifikation für den Deutschunterricht als Fremdsprache. Die Durchführung des Förderunterrichts ist abhängig von der Zuweisung entsprechender Lehrerstunden durch das Bildungsministeriums.

3.5 Förderung von Schülern mit besonderer Begabung

Die Förderung besonders begabter Schülerinnen und Schüler erfolgt auf mehreren Ebenen. Bei Bedarf werden auch besonders begabte Grundschülerinnen und -schüler der umliegenden Schulen eingeladen, an bestimmten AGs unserer Schule teilzunehmen.

Im Rahmen des SHiB-Projektes (Schule inklusive Begabtenförderung) wollen wir die Förderung von besonderen Begabungen stärker in den Vordergrund rücken. Dazu gehört, dass besonders begabte Schülerinnen und Schüler in der AG „Entdeckendes Lernen“ eigenständig kleine Projekte (wie z.B. in Astronomie, in der Inszenierung von eigenen Theaterstücken oder in der Präsentation selbstgewählter Themen) durchführen können.

Des Weiteren sollen Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte dazu ermutigt werden, stärker Gebrauch von Formen der Akzeleration wie dem Springen oder Teilspringen sowie des Enrichments durch die Teilnahme an Projekten und Wettbewerben zu machen. Lehrkräfte bilden sich zur „Beratungslehrkraft Hochbegabung“ aus, Schüler werden zu Schülerpaten ausgebildet und das Kollegium wird durch Informationsflyer, auf den Konferenzen und in Fortbildungsmaßnahmen informiert und eingebunden.

3.6. Förderung der Eigenverantwortung, Stärkung der Persönlichkeit

Gerade in der Pubertät ist die Stärkung der eigenen Persönlichkeit und die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit eine wichtige Säule in der Entwicklung der Heranwachsenden. Durch unterschiedliche soziale Aufgaben innerhalb der Schulgemeinschaft, durch verschiedene Angebote im Konfliktbewältigungstraining (u.a. Schülerlotsen, Bus-Engel, Handyscouts) und durch Drogenpräventionsprojekte wird hierzu in der Schule ein wichtiger Baustein geliefert.

Die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit wird u.a. durch die eigene Entscheidung für einen Besuch in einer Lernwerkstatt, durch die Einbindung in Projektleitungen während einer Projektwoche, in die Bibliotheksarbeit und in verschiedene unterrichtliche Aufgaben (u.a. Präsentationsarbeiten) erreicht.

4. Formen der Lerndiagnose

Neben der täglichen unterrichtlichen Beobachtung der Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler findet an verschiedenen Stellen der pädagogischen Arbeit zwischen den Lehrkräften ein Austausch statt. Dieser wird vom Kollegium als selbstverständlich angesehen.

4.1 Austausch von Standards, Materialien und Klassenarbeiten

Die Fachkonferenzen verständigen sich darüber hinaus darauf, dass in ihren Fachbereichen die Vergleichbarkeit gewährleistet ist. Der Austausch findet z.B. in gemeinsamen Fachabsprachen innerhalb der Fachteams, durch das Festlegen von Standards und durch den regelmäßigen Austausch von Arbeitsmaterialien und Klassenarbeiten statt. Als besonders hilfreiche Instrumente dazu haben sich z.B. die von der Schule erstellten schulinternen Fachcurricula und der Austausch über die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten im 8. Jahrgang in den Fächern Englisch, Mathematik und Deutsch (VERA) gezeigt.

4.2 Pädagogische Konferenzen/ Lernpläne

Die pädagogischen Konferenzen finden in der Regel in der Mitte eines jeden Halbjahres statt.

Zielsetzung ist, sich über die Klassensituation, die Lern- und Leistungsentwicklung und das Sozialverhalten jedes einzelnen Schülers, jeder einzelnen Schülerin rechtzeitig auszutauschen. Die Konferenz beschließt u.a. durch die Klassenleitung zu führende Beratungsgespräche mit ihnen, bzw. mit den Eltern und entscheidet bei Bedarf, ob Schülerinnen und Schüler einen Lernplan erhalten sollen, um auftretenden Problemen frühzeitig genug zu begegnen und damit ein Scheitern zu vermeiden. Darüber hinaus wird auch beraten, welche Formen der Förderung besonderer Begabungen eingeleitet werden können, und ob ein Springen oder Teilspringen in einzelnen Fächern für die Leistungsentwicklung eines Kindes sinnvoll ist.

5. Dialog
5.1 Lernpläne

Die Lernpläne bilden ein wichtiges Instrument, um Eltern und Schüler/innen eine Rückmeldung z.B. über Lern- und Arbeitsverhalten, Sozialverhalten oder andere Wahrnehmungsbereiche zu geben. Gleichzeitig können geeignete Maßnahmen aufgezeigt werden, um vorhandene Schwächen auszugleichen oder stützend zu wirken, aber auch um gegebene Stärken zu fördern. So können stärkere Leistungseinbrüche – wenn auch nicht immer, aber oft – verhindert werden.

5.2 Schülergespräche

Die zunehmende Entwicklung des eigenverantwortlichen Lernens führt dazu, dass mit den Schülerinnen und Schülern intensiver über ihre persönliche Leistungsentwicklung, über Möglichkeiten der Förderung, über einen Lernwerkstattbesuch oder individuelle Leistungsnachweise gesprochen wird. Ausgangspunkt können auch die regelmäßigen verbalen Rückmeldungen unter den Klassenarbeiten und Klausuren zum aktuellen Leistungsstand sein.
Der Wunsch nach noch gezielteren Schülergesprächen wird von der Schülerschaft geäußert; es gilt, dazu in nächster Zeit ein Konzept zu erstellen.

5.3 Zusammenarbeit mit den Eltern

Die Schule legt einen besonderen Wert auf das Vertrauensverhältnis zwischen Lehrkräften und Eltern. Sowohl Lehrkräfte als auch Eltern können jederzeit nach Bedarf Kontakt miteinander aufnehmen. Die Stufenleitungen bieten zudem regelmäßig Sprechstunden an.

Des Weiteren finden regelmäßig der „Elternstammtisch Legasthenie“ und der „Elternstammtisch Hochbegabung“ statt, auf denen Eltern sich informieren und untereinander austauschen können. Der „Elternstammtisch Legasthenie“ bietet zudem kurze Fachvorträge durch Lehrkräfte oder externe Experten.

5.4 Zusammenarbeit mit anderen Institutionen

Als Folge der oben angesprochenen Problemlagen arbeitet die Schule eng mit außerschulischen Institutionen zusammen. Häufige Ansprechpartner sind hierbei der Schulpsychologische Dienst, aber zunehmend auch Fachpraxen für Psychologie, Neuropsychologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Lerntherapie. Hier geht es zunächst wieder um eine fachbezogene Information z.B. der unterrichtenden Lehrkräfte, aber vor allem – in Abstimmung mit dem Elternhaus – um gezielte und effektive Hilfestellung für den Schüler/die Schülerin mit dem Ziel der verbesserten Bewältigung des Schulalltags.

6. Schulsozialarbeit

Für Probleme im sozialen Zusammenwirken aller Beteiligten der Schule steht eine Schulsozialpädagogin zur Verfügung, die regelmäßige Sprechzeiten anbietet. Sie bietet fachliche Beratung und Begleitung für Kinder, Jugendliche und Eltern. In der „Fähre“, ihrem Arbeitsraum, sind alle Gespräche vertraulich und unterliegen der Schweigepflicht.

6.1 Leitziele der Schulsozialarbeit

Die Schulsozialarbeit will die Eigenverantwortung und das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler stärken, ihre (sozialen) Handlungskompetenzen erweitern und ggf. integrierend in Klassen und Schule insgesamt wirken. Insgesamt werden damit die Lebens- und Arbeitsbedingungen für alle am Schulleben beteiligten Menschen verbessert, zugleich auch Bildungshemmnisse reduziert.

Die Schulsozialarbeit hat sich zu einem bedeutenden Teil des präventiven Gesamtkonzepts der Schule entwickelt. Sie verbessert die Möglichkeiten zur Teilhabe an Bildung und Gesellschaft und verstärkt die Vermittlung von Normen und Werten an der Schule.

6.2 Schulsozialarbeit fördert Kompetenzen

Sie fördert die Persönlichkeitsentwicklung von Schülerinnen und Schülern (u.a. stärkt sie die Kommunikationsfähigkeit), sie hilft bei der Berufs- und Lebensplanung, sie stützt Sozialkompetenzen und Konflikt(lösungs)fähigkeit, sie fördert interkulturelle Kompetenzen und sie unterstützt die Erziehungskompetenz von Eltern.

6.3 Schulsozialarbeit vermittelt, unterstützt und übernimmt Lotsenfunktion

Sie vermittelt bei Konflikten zwischen Schule und Elternhaus. Sie unterstützt bei Krisen in Schule, Familie und Peergroup. Sie baut Schwellenängste gegenüber Schule ab.

Schulsozialarbeit übernimmt aber auch Lotsenfunktion, indem sie Schülerinnen, Schüler und Eltern in außerschulische Fachinstitutionen vermittelt. Sie nutzt dabei das Netzwerk von Partner Schule, schulische Erziehungshilfen sowie Angebote der Jugendhilfe des Kreises Pinneberg (Tandem) und des Wendepunktes.

6.4 Schulsozialarbeit begleitet die Schule fachlich

Die Schulsozialarbeit berät und unterstützt Lehrerinnen und Lehrer in sozialpädagogischen Fragen. Sie unterstützt bei der Vernetzung und Öffnung der Schule im Sozialraum. Sie trägt dazu bei, die Bereitschaft der Eltern zur Mitarbeit in Schule zu fördern und anzuregen.

Die Schulsozialarbeit hilft damit, das Schulklima zu verbessern. Sie verbessert die Lebens- und Lernbedingungen von Kindern und Jugendlichen, trägt zur Chancengleichheit innerhalb der Schule bei und sie stützt die Wertschätzung der Kinder und Jugendlichen.